San Carlos de Bariloche
Juli 1, 2018
Auch in Bariloche war ich schonmal und habe erzaehlt, dass es bekannt ist fuer seine Schokolade (auch San Martin de los Andes uebrigens). Sie ist nicht unbedingt wirklich besser als irgendeine industrielle aus Deutschland, der Punkt ist, sie ist selbstgemacht hier und eben einfach besser als alle andere, die man wahrscheinlich in Argentinien finden wuerde. Und anderen nahegelegenen Laendern…
Nunja, Schokolade ist eben eine sehr teure Angelegenheit hier. Habe ich eigentlich schon von der immerwaehrenden Inflation gesprochen? Das ist zumindest erwaehnenswert, weil der Dollar hier im May von 20 auf 28 Pesos Argentinos gestiegen ist und zwar innerhalb weniger Tage. Das bedeutet, dass dieses Jahr statt der ueblichen 25 % Inflation (in einem guten Jahr) ueber 30% zu erwarten sind. Denn wir sind ja noch lange nicht fertig! Heute hat er es geschafft die 28,9 zu erklimmen und die erwarteten 30 sind gruselig nahe. Um das zu erklaeren, als ich herkam war der Dollar auf 12 (vor mehreren Jahren). Fast alles, was ich in Euro umrechnete, war guenstiger oder gleich in Euro, ausser Gemuese, oeffentliche Verkehrsmittel und Medikamente.
Nun kann ich alles umrechnen und es immer guenstiger hier. Ausser Schokolade! Die liegt selbst mit dem Peso bei 35 pro Euro immernoch bei im Schnitt 3 Euro pro Tafel und es ist schlechte Qualitaet und sind normalerweise nur so 60-80g. Es ist also gut gerade mit Euro oder Dollar herzukommen, weil ausnahmsweise mal alles guenstiger ist. Das Problem ist natuerlich, dass die Gehaelter nicht mitsteigen, sie steigen, aber sehr langsam. Und was als erstes steigt sind die Mieten, die Gesetze hierzu sind schwammig und die Vermieter koennen so ziemlich tun was sie wollen, egal ob es legal ist und so steigen die Mieten erheblich an, die ganze Zeit. Die Leute haben wenig Wahl, sie brauchen die Wohnung und es ist hier ebenfalls sehr schwierig einfach so umzuziehen, denn man muss bei Umzug vor Ablauf des Vertrages Strafe zahlen, ist aber eben nicht geschuetzt vor Mieterhoehungen und wenn man irgendwo einzieht zahlt man ca. 2 Monatsmieten als Deposit. Dieses Geld bekommt man allerdings nur zur Haelfte zurueck bei Auszug, mit Inflation sehr viel weniger. Dementsprechend ist das insgesamt eine heikle Angelegenheit.
Um auch fuer uns selbst zu jammern, im Mai ist also der Wert unseres ersparten Geldes innerhalb einen Monats um fast 30% gesunken. Das ist wirklich hart. Wir haben wie alle Argentinier das tun natuerlich irgendwann alles in Dollar umgetauscht, aber da war er schon bei 24 Pesos im Vergleich zu unter 20 als wir anfingen zu arbeiten in Mendoza. Es ist sehr ungewohnt und erschreckend, die ganze Zeit zu erleiden, wie die Preise taeglich steigen und alles an Wert verliert, aber man sieht es hier ueberall. Zum Beispiel fand ich am Donnerstag Ohrringe, die ich mochte, aber hatte kein Geld mit. Am Samstag kam ich zurueck um sie zu kaufen. Weil der Dollar von 27,5 auf 28,9 gestiegen ist, aenderte sich auch der Preis direkt von 50 Pesos auf 65 Pesos.
Die Leute kaufen alles lieber gleich. In der letzten Krise (hier ist immer Krise, aber ich meine wenn der Dollar sehr schnell steigt in sehr kurzer Zeit) war es soweit, dass die Leute jeden Tag direkt nach der Arbeit ausgezahlt wurden und mit dem Geld direkt zum Supermarkt rannten. Die Artikel hatten keine Schilder, denn die Preise wurden an der Kasse durchgesagt, denn sie aenderten sich zu schnell. Also konnte es sein, dass dein erbeutetes Paeckchen Zucker zu Beginn des in die Hand nehmens noch 4000 Pesos gekostet hat und in der Sekunde des an der Kasse endlich dranseins bereits auf 6000 angestiegen ist.
Danach kam ein anderer Depp, der anstatt irgendetwas am Land zu aendern den Peso auf 1 im Vergleich zum Dollar setzte. Das klang nett, loeste aber keine Probleme, also nahm das Land viele Schulden auf sich, um den Peso dort zu halten. Natuerlich hat das nicht funktioniert, es kam der naechste Praesident und weiter ging die Inflation.
Die Argentinier sind das gewohnt und sehr viele koennen mit ihrem Lohn sowieso nicht sparen, aber die dies tun, wissen alle Bescheid. Der Dollar sinkt nicht.
Neulich erwaehnte eine Freundin, dass in der Finanzkrise nach Spanien und Griechenland Argentinische Finanzexperten gerufen wurden, denn wenn jemand ruhig bleibt obwohl es jeden Tag schlimmer wird, dann sind es wohl die Argentinier!
Zurueck zu Bariloche und seiner mittelmaessigen aber immerhin Schokolade. Ausserdem gibt es hier, wie ich auch schon erzaehlt habe, viel zu viele Schweizer, Deutsche und Oesterreicher, die sich hier niederliessen und auch Bier brauten. Darum unter anderem ist Bariloche (und Mendoza) ein Micro-Brewery Paradies und es gibt tatsaechlich ueberall eine Kneipe, die mit Cerveza Artesanal angibt.
Unter anderem ist Bariolche bekannt als die Argentinischen Alpen und das nicht umsonst, es gibt auch hier Skigebiete und demnach viel Tourismus und Ski bedeutet Geld. Also geht es der Stadt und den Leuten hier tatsaechlich ganz gut. Man sieht nirgendwo so wenig Leute UND Hunde auf der Strasse und alles ist relativ sauber und so weiter.
Natuerlich sollten die Berge dennoch der wahre Grund eines Besuches sein. Es ist nicht nur sehr schoen, wie ueberall an den Anden. Es ist sogar noch schoener, der ganzen Seen und Vegetation wegen, die mich nicht an die Schweiz erinnert. Aber ich weiss das nicht zu beurteilen. Wir erklummen unter anderem den kleinen Cerro Otto, auf den man sich auch mit diesem faulen Lift hochschaufeln lassen kann:
Der Aufstieg macht allerdings wirklich Spass und dauert ca. 2 Stunden. Da denkt man so, man waere gut, weil man es schneller schafft, trifft aber auf dem Weg Gruppen von 20 Frauen, die einfach so den Berg herunterrennen… Wisst ihr wie steil das ist? Da bliebe einem die Luft weg, wenn welche uebrig waere.