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Bootsfahrt

In Tabatinga schwangen Thiago und ich uns dann aufs Boot mit unseren wunderschönen 3,20€/Stück Hängematten, die trotz ungeahnt mieser Qualität beide Bootsfahrten problemlos überstanden. Die erste dauerte vier Tage / drei Nächte und kostete uns 180 Reales jeder (20 Reales Rabatt für aufm Boot kaufen) also ca. 33€. Klingt wenig für drei Tage auf dem Boot mit drei Mahlzeiten pro Tag, ist es aber für lateinamerikanische normale Unterschicht Einkommen nicht, mal ganz abgesehen davon, dass man sich seine Hängematte selbst mitbringt und mit etlichen anderen Personen zusammen auf einem von drei Decks ist. Wir haben uns ganz heimlich das oberste leere geschnappt, auf dem sich Bar und Fernseher befanden.

Der Vorteil: Ruhe vor vielen anderen Menschen und ist sehr weit weg vom Lärm der Maschinen.

Der kleine Nachteil: der Kiosk spielte immer Musik, die nicht immer gut war und beim Essen ist man immer zuletzt, was uns nicht störte.

Der große Nachteil: Es gab einen Fernseher, aber kein Netz. Trotz Musik und Aussichtslosigkeit kam der sehr nette Typ vom Kiosk oder jemand anders immerzu und ständig an und versuchte, den Fernseher anzustellen, was natürlich nur in lautem Rauschen endete. Dann stellte Thiago das ganze nach 5-10 Minuten der Nichtbeachtung wieder ab… nur um Sekunden später jemanden wieder zum Fernseher rennen zusehen. Ich erinnere mich nicht daran, dass der Fernseher in vier Tagen auch nur eine halbe Stunde am Stück funktioniert hätte. Vielleicht brauchen manche Leute mittlerweile das Rauschen des Fernsehers, um ihr Herz im richtigen Takt schlagen zu lassen. Diese Romantiker.

Sonst war es um ehrlich zu sein, eigentlich vorallem langweilig. Auf dem Amazonas zu sein und sich rechts und links das Ufer anzusehen oder lange in den Fluss zu starren in der Hoffnung, doch einen Boto (rosa Delphin) zu sehen, ist auf Dauer leider auch nicht das einzig Wahre. Erstaunlich angenehm war es in der Hängematte zu schlafen und da dieses Boot im Verhältnis zum Zweiten relativ leer war, konnte ich ohne Sorge jeden Tag Yoga praktizieren. Der Schlafrhythmus funktionierte bei mir nicht so richtig normal, ich praktizierte ungefähr mitten in der Nacht, während alle anderen schon schliefen und ging erst danach zu Bett. Überhaupt schliefen wir relativ viel. Es war sehr warm, aber ich erinnere mich nicht daran, dass es trotz Fahrtwind und offenen Seiten irgendwann zu warm oder zu kalt gewesen wäre. Leider konnte man hier im ersten Boot nicht oben aufs Deck – konnte man schon, durfte man aber nicht.

Ich las auf beiden Bootfahrten zusammen 7 oder 9 Bücher (diese wilden Erinnerungslücken). Man hat einfach sonst wirklich nicht viel zu tun.

Es gibt keine Mücken in der Mitte des Amazonas! Das ist denen wohl zu weit weg vom Ufer. Dafür gibt es alles andere und es wohnt auf dem Schiff.

Wir trafen fast keine Touristen. Außer uns im dritten Stock noch eine Argentinierin, die aus touristischen Gründen mitfuhr. Auf dem zweiten hässlicheren Boot, gab es deutlich mehr Menschen und davon noch weniger aus Reiselust unterwegs.

Die zweite Fahrt dauerte vier Nächte / fünf Tage und kostete mehr (250 Reales normal, wir zahlten 230 p.P. also 42€) allerdings diesmal komplett ohne Essen und noch schlimmer auch ohne Möglichkeit, sich irgendetwas zuzubereiten. Dazu später mehr. Am vierten Tag erreichten wir Manaus.

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