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Quito

So stell ich mir Ms Sprouts Gewaechshaus vor!

Wir haben uns in Quito einen ganzen Monat aufgehalten. Das war natuerlich nicht der Plan, aber wir haben ein so cooles und nettes Hostel gefunden und die wollten uns einfach nicht gehen lassen. Wir konnten dort im Haus der Voluntaere leben und hatten somit unsere Freiheit, das superleckere Essen vom Hostel und sogar die Moelichkeit fuer eine Woche in Banos in deren zweitem Hostel dort auszuhelfen.

Aushelfen hiess, Thiago unterrichtete den wenig wissenden Barman ein bisschen und half das Angebot ein bisschen zu erweitern und verbessern, ich habe Yogaklassen auf dem Dach mit Stadtausblick gegeben und in der Kueche ausgeholfen und ebenfalls hier und dort ein bisschen was beigebracht vor allem im Bezug auf Alternativen. Zusammen haben wir ein paar der Aktivitaeten angeleitet. Montag Burger on the Roof, Dienstags Quiznight, Mittwoch Salsa, Donnerstag Karaoke, Freitag Feuer in der Tonne und Cocktails, Samstag Barcrawl und Sonntags Spaghettiessen bei Kerzenlicht.

Das Feuer faellt auf den Himmel

Alle dort waren unheimlich nett, angefangen beim Besitzer der Hostel und alle Koeche mit denen ich gearbeitet habe, ausserdem die ganze Rezeption und nicht zu vergessen auch die Gaeste. Wir haben uns super wohl gefuehlt und machen mal wieder gerne Werbung fuers Community Hostel, welches gerade fuer allein Reisende ausgezeichnet ist.

Wie der Name schon sagt, geht es Marco besonders darum, dass alle zusammen finden. Die Rezeption ist nur ein Laptop und dementsprechend beweglich (das hat auch seine Nachteile) ist dafuer aber sehr modern und angenehm, denn wenn man ankommt sieht man nur eine Reihe Holztische als Tafel gestellt. Denn dort essen alle die wollen Fruehstueck und Abendessen zusammen. Das ist durchaus das schoenste Konzept, das wir schon in einem Hostel sahen. Der Raum selbst ist ziemlich klein, hat also direkt Wohnzimmer athmosphaere und zum Abendessen meldet man sich nur auf einer Tafel mit seinem Namen an, teuer ist es natuerlich auch nicht, wird dann in die Rechnung mit aufgenommen und um halb 8 serviert.

Das Licht faellt aus dem Fenster

Was das bewirkt ist, dass mehr Leute essen, als eigentlich Platz ist, alle muessen miteinander reden, um sich ueberhaupt hinzusetzen, die Teller werden an den Platz serviert, mit Namen aufgerufen und somit weiss den dann auch jeder. Nach spaetestens 10 Minuten redet jeder mit jedem, so wie in einer grossen Familie, die zusammen isst. Der Grund aus dem ich das so ausfuehrlich erklaere ist, dass ich es mich wirklich beeindruckt hat, wie gut das funktioniert. Und zwar jeden Tag zwei Mal!

Ich konnte dort Yoga auf dem Dach mit Quitoblick unterrichten, ein wunderschoener Ort. Wir unterrichteten morgens mit Sonnenaufgang und abends mit Sonnnuntergang und waren insgesamt drei Lehrerinnen. Sehr schoene Erfahrung fuer uns alle, wir kommen irgendwann wieder nach Quito um dann doch eines Tages die Galapagosinselne zu sehen, das war nur diesmal zu teuer.

Sonnenaufgang

In Quito gibt es viel zu tun, angefangen bei etlichen Museen, dem besuchenswerten botanischen Garten mit Bonsaiausstellung und Japanischem Garten, Orchideen- und Fleischfressendepflanzenhaus sowie Kakteensammlung. Da ich unheimlich viele Orchideenbilder habe jetzt, koennt ihr euch alle 7000 in der Gallerie unter Quito ansehen. Wer Orchideen doof findet, weil die nur schweigsam in der Ecke rumstehen und nie beim Abwasche helfen, kann sich auch die drei Photos von anderen Sachen ansehen.

Keine Orchidee

Besonders gut hat uns auch das Museum der Geschichte gefallen in Quito, es war tatsachlich mehr eine riesige Kunstausstellung und die Geschichte wurde an Hand der Kunst erklaert. Es ist ausserdem umsonst. Die Sonne war im Goldraum zu finden. Es gab eine kleine Sonderausstellung zum Thema Geschlechterrollen und Identifikation sowie Feminismus in der Vorinka Zeit des Equador. Das war sehr gut gemacht und erzaehlte Stueck fuer Stueck wie sich die Normen aenderten. Tatsaechlich ist man sicher, dass es am Anfang keine speziellen Geschlechterrollen in der Arbeitsverteilung oder ihren sozialen Strukturen gab, es gab keine Machtverteilung, dementsprechend anarchistisch und auch sexuell deutet alles darauf hin, dass es keine Rolle spielte wer mit wem schlief, nicht nur im Bezug auf das Geschlecht sondern auch auf die Anzahl der Teilnehmer. Zu dieser Zeit gab es auch keine Anzeichen auf Monogamie in Form von zwei Personen, die zusammenleben. Etwas spaeter dann schon. Ausserdem gab es einen Haufen kleiner Figuren, die masturbierten oder Analsex hatten, Maennchen und Weibchen, oder Sex in Positionen ausuebten, die sobald das Christentum ueber die Inka fiel als obszoen galten und nicht geduldet waren (fast alle also). Mit anderen Worten hatten sie eine ziemlich freie Kultur in allen Bezuegen.

freizuegige Pflanze, die heimlich Muecken isst

Schon wenige Jahrhunderte spaeter sah man dann Hierarchen, alle nackt dargestellt, fast alle mit erigiertem Penis welcher allgemein als Machtsymbol galt (weshalb man dort ebenfalls Skulpturen verehrter Tiere mit erigiertem und needless to say ueberdimensionalem Penis fand), aber auch hier gab es immer noch Frauen, die ebenfalls als Herscherrinnen dargestellt wurden und ebenfalls nackt auf ihrem Thron sassen mit sichtbaren Genitalien. Und von da an wurde alles Stueck fuer Stueck immer patriarchischer. Maenner die regieren und Frauen, die nur wert haben, wenn sie von einer besseren Familie kommen, dargestellt mit Schmuck und Kleidung, aufgeteilte definierte Rollen in der Arbeit und als die Inka kamen verstaerkte sich alles noch mehr, denn die Inka reformierten (so ein neutrales Wort fuer so eine gewalttaetige Aenderung), die Glauben all dieser Staemme und nutzte sie als Arbeiter (Sklaven) fuer ihr Reich. Daraufhin kamen die Europaer und mordeten wild herum, die Geschichte hat man ja schonmal gehoert. Von hier an nahm das Christentum ueber und setzte jedem letzten ueberlebenden feministischen Ansatz in der Gesellschaft ein jaehes Ende.

Kuenstlerin bildete dunkelhaeutige Marktfrauen in Koerpergroesse nach und erzaehlte von deren Leben in Quito
Erklaert sich von selbst, glaube ich…

Es gibt ein Museum zu dem Kuenstler Guayasamin, ein Wassermuseum dass in der ersten Wasseranlage (heisst das so?) die in Quito errichtet wurde, drin ist und so weiter. Erschreckend in dem Museum war, dass es zwar viele Winke mit dem Zaunpfahl gab, was unbedingt getan werden muss, wer kein Wasser hat, wie die Zukunft fuer Menschen und Tiere aussieht etc. aber tatsaechlich keine einzige Verbindung zu unserem Fleischkonsum und anderen Dingen die mit am meisten Wasser verbrauchen, Lebensmittel z.B. wie Schokolade und Kaffee, aber auch Klamotten etc. und nach einer Riesenausstellung ueber die Meere und unser Plastikproblem gab es in deren Minibistro alles nur zum Essen und dann wegschmeissen (wie in Lateinamerika ueblich). Das war irgendwie traurig, denn zumindest hatten wir den Eindruck, dass es mehr Bewusstsein zum Thema Umweltschutz gab als in Peru.

Kirche in der man fuer 2 Dollar auf 3 Tuerme klettern kann

Wer gerne wandert, kann nur mit der Kabelbahn den Berg hoch und dann Stundenlang unterwegs sein, oder mit einem Bus ein bisschen aus der Stadt herausfahren. Es gibt viele zauberehafte Wanderorte nur 1-2 Stunden von Quito entfernt.

Unnuetze Fakten:

Quito ist glaube 3200m hoch, also fast wie Cusco und ebenso heiss tagsueber und nicht ganz so kalt nachts.

Der Vulkan Chimborazo bei Quito ist der Punkt auf der Erde, der am naehesten zum Mond reicht. Man muss nur einmal ganz hoch springen.

Der Aequator laesst seine Linie in Quito. Man kann die Moechtegernmitte der Erde besuchen.

Meine Fuessen haben in keinern anderen Stadt so gestunken.

Thiagos Weisheit des Landes: No comes mariscos en la sierra!

Oder auch: Wer Meeresfruechte in den Bergen isst, der Flitzekacke nicht vermisst! Wie wir in Deutschland zu sagen pflegen.

Bon Appetit!

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