Weil ich euch nicht mit leeren Händen dastehen lassen möchte

Ich habe wahnsinnige Lust zu schreiben und euch als nächstes von Daniel dem Katzenretter zu erzählen – steht schon länger aus – aber ich schaffe es gerade einfach nicht.

Damit ihr euch trotzdem etwas ansehen könnt, gibt es jetzt hin und wieder mal ein Bild des Tages, was auch nur einmal im Monat passieren kann oder vielleicht werden es auch drei Bilder oder sogar mal ein ganz gewagtes hochkant.

Heute lege ich euch mal wieder bildlich und so romantisch wie eh und je meine Liebe zu (hässlichen) Gebäuden dar. Zweimal Belgien, einmal Kassel und zum ausderreihetanzenden Abschluss: Köln.

Liebe! Eure Lara

Jijoca de Jericoacoara

Krumpeliges Bettlaken – Lencois Maranheses

In Manaus verbrachten wir einige Tage bei einem netten Couchsurfer und hatten die Chance diese ungeahnt riesige Stadt in der Mitte des Regenwalds ein wenig besser kennenzulernen. Mit 1,8 Mio Einwohnern und einer Menge Industrie ist die Stadt sehr beschäftigt und scheint nirgendwo zu enden. Wenn man allerdings doch ihren Rand ausversehen findet, ist dort nur noch grün in alle Richtungen.

Eine coole Sache war hier das Regenwald-Museum, welches im Prinzip einfach der Regenwald selbst ist. Es gibt verschiedene Pfade, Plattformen zum Erklimmen, einige eingespeerte Tiere wie Schmetterlinge, Schlangen und Fische. Aber genauso all die Tiere, die eben normalerweise auch im Regenwald wohnen. Denn hier ist man einfach in der Mitte des Geschehens. An Hand verschiedener Tafeln werden Dinge erklärt, biologisch vor allem. Zum Beispiel wie der Boden des Waldes funktioniert, viele Informationen über Brände und Fällungen, aber auch über Tier- und Pflanzenarten.

Interessiert hat uns dabei besonders der originale Name, die ursprüngliche Nutzung der Pflanze/Infos übers Tier und ihre mythologische Bedeutung. Oft gibt es ganze Geschichten nur zu der Namensentstehung einer Frucht oder eines Fisches. Ein Teil war ausschließlich den verschiedenen Stämmen gewidmet, die noch immer ziemlich unerforscht und unbesucht in mitten des Amazonas- und Djungelgebietes leben.

Über Alltag, Riten, Nahrungsmittelherstellung, ihren Glauben und Sagen (mit Zeichnungen) konnte man lesen. Spannend waren die Gegenüberstellungen der gleichen Geschichte dokumentiert von zwei unterschiedlichen Stämmen.

Nach fünf Tagen Manaus fanden wir uns auf dem nächsten Boot wieder, welches deutlich schäbiger, teurer und leider auch langsamer war. Schon zu Beginn wurde Thiago direkt das Handy geklaut. Schön zu sehen war, dass die ganze Passagiergemeinschaft sich von allein um die mittellose indigene Familie kümmerte. Viele kamen vorbei und gaben Lebensmittel ab oder kauften allen Kindern etwas Süßes oder brachten aus der Kantine mehrere Mittagessen zu ihnen. Als wir ankamen gaben Menschen alles, was sie nicht mehr brauchen würden oder übrig hatten ebenfalls ab. Thiago erklärte mit aller Geduld, dass man nicht jedes Mal einen neuen Plastikbecher braucht, wenn man Wasser trinkt (das ist gratis) und besorgte für jedes Kind eine Plastikflasche, brachte allen bei den eigenen Namen zu schreiben und spielte mit ihnen.

Ein verstörendes Bild entstand als wir kurz vor Belem in ein Gebiet gerieten, welches zweifelsfrei von sehr armen indigenen Menschen besiedelt war. Die Personen setzten sich zu zweit oder auch zu fünft in Kanus mit oder ohne Motor und fuhren in Richtung Boot. Die Passagiere versammelten sich auf dem obersten Deck und schmissen verschiedene Dinge in Plastiktüten eingewickelt in den Amazonas, um zuzusehen, wie ihr Päckchen aufgesammelt wurde.

Einfach nur so beschrieben klingt das erstmal nicht so falsch. Der merkwürdige Eindruck festigte sich bei Thiago und mir durch die belustigten Gelächter der Menge an Deck – als würden sie eigenartige Tiere beobachten. Wir sind uns unsicher über die Hintergründe dieser Tradition, doch die Geste schien herabwürdigend. Einige Leute konnten wir unschwer direkt als Arschlöcher einschätzen, denn sie lachten diejenigen aus, die in ihrem Kanu kein Päckchen abbekamen.

Angekommen in Belem, fuhren wir direkt weiter nach Sao Luis. Am nächsten Tag ging es per Anhalter zu unserem Couchsurfer in Barrerinhas weiter, endlich on the road again.

Lencois Maranheses bedeuten übersetzt Bettlaken von Maranhao (der Provinz). Neben dem Meer gibt es einen Nationalpark in besagter Provinz, eine weiße Wüste mit blauen kleinen Lagunen. Sie sind sehr viele, aber nicht sehr tief, also scheint das weiß von unten durch und der Himmel spiegelt sich im Wasser wieder. Deshalb sieht das Ganze von weiter oben betrachtet aus, wie ein faltiges Bettlaken:

aus der Reihe: Bilder mit Ameisen

Und weil es zu viele schöne aber gleichzeitig zu ähnliche Bilder gibt, bitte in der Galerie den Rest betrachten (Bettlakenbilder).

Die zahlreichen kleinen und wenige sehr großen Seen sind gefüllt mit Süßwasser und entstehen in der Regenzeit zwischen Januar und April. Deshalb ist Oktober einer der letzten Monate, in denen überhaupt noch Tümpel vorhanden sind. November bis Januar verschwinden viele Seen komplett und nur einige große können von Touristen besucht werden. Heiß ist es hier am Äquator ohnehin das ganze Jahr lang und hineinspringen darf man auch.

Der Park ist übrigens direkt am Atlantik. Wenn man hier jetzt also ungefähr 30km immer geradeaus ginge, stünde man im Meer.

Die Lencois auch hier völlig ungebügelt

Der Sand ist weiß und reflektiert die Sonne, darum ist er zwar nicht kalt, aber auch nicht heiß. By the way es gibt einige bedrohte Tierarten, die in diesem Park leben. Unter anderem einen Fisch, der sich die Trockenzeit lang im Schlamm einbuddelt. Witzig!

Neben der Chapada Diamantina (in der Provinz Bahia), dem Regenwald und Iguazu (der große Park befindet sich allerdings in Argentinien, zählt also nicht ganz) vermutlich eine der drei schönsten Landschaften, die man sich in Brasilien ansehen kann.

Der Nachteil, man muss sehr weit in den Norden reisen. Außer für ein wenig lokalen Tourismus ist das Dörfchen sehr schlecht vorbereitet. Wir waren natürlich glücklich bei unserem Couchsurfer und hatten eigentlich vor, von der weniger besuchten Seite aus einfach hinein zulaufen. Das Dörchen dort heißt Santo Amaro do Maranhao, aber leider gab es kaum es außerhalb der Saison kaum Möglichkeiten dorthin zugelangen. Außerdem bekamen wir von einer Freundin unseres netten Couchsurfers Rabatt auf den Trip und wir hatten ja schon den Schlafplatz. Geldmangel, Zeitdruck und Faulheit gewannen also die Oberhand.

Wenn jemand allerdings in der Saison hinfährt, ist sehr zu empfehlen von oben benannten Dorf aus die 2km einfach alleine in den Park zulaufen. Vielleicht muss man dann irgendwo ein wenig Eintritt zahlen, aber es wäre uns so lieb gewesen, ohne die Menschenmassen und den ganzen Tag dort zu bleiben. Aus dem Dorf Barrerinhas, das etwas größer ist, gibt es verschiedene Touren. Allerdings muss man mit Sandbuggies erstmal die 15km oder so bis zum Beginn der Dünen durch Sandlandschaft mit einige Behausungen und die sehr dornigen relativ niedrigwachsenden Cajú-Bäume fahren.

Exkurs Cajú: Die Caju ist nur eine der unglaublich vielen leckeren Früchte die vor allem aus dem Amazonasgebiet/Norden Brasiliens kommen. Die Nuss Cajú oder wie wir sie nennen Cashew ist die echte Frucht, die unten an der „falschen Frucht“ dranhängt. Die falsche Frucht ist gelb/rot/orange und sieht nicht etwa aus wie Gummibärchen, sondern wie ein etwas länglich gewachsener Apfel, der mit dem dickeren Ende nach unten hängt.

Das Fleisch allerdings ist säuerlich und etwas mehlig – zugleich ähnelt es der Konsistenz von Brotpudding (ist immer leicht einzudrücken) und ich hätte ziemlich viel Lust damit herumzuexperimentieren. Bestimmt kann man es in irgendeiner Form gut als Eiersatz in der veganen Küche verwenden. Ich machte ein Chutney daraus, war janz jut. Typischerweise bekommt man die apfelähnliche Frucht in Brasilien eigentlich nur als Saft angeboten (mit ca. 500g Zucker pro Glas). Unser Couchsurfer in Manaus aß sie allerdings auch gerne roh, so wie ich. Damit sind wir die einzigen beiden auf der Welt.

Thiago machte einen Wettkampf daraus, während der Fahrt Cajús vom Baum zu pflücken, die wir dann zur Trophäe mitnehmen konnten. Auf dem Rückweg fanden wir zusätzlich noch eine unreife Kokosnuss zum trinken. Jippie!

Back to the future: Als wir am Anfang des Lakens ankamen, war es mal wieder wie auf dem Bazar. Etliche Leute boten Tapioka an: eine Art Pfannkuchen aus mit Wasser vermengter grob geriebener Maniokwurzel, welche wir in Deutschland nur als Maniokstärke verwenden.

Exkurs Maniok: Die Wurzel selbst, sieht aus wie ein langer Stock mit brauner Rinde und weißem Inneren, sie ist bestimmt schon von mir erwähnt worden (in Peru bestimmt?!). Sie hat viele Namen in Brasilien, unter anderem: Mandioca, Macaxeira, Aipim und „Brot-der-Armen“. Sonst in Lateinamerika bekannt als „yuca“ und im Deutschen „Maniok“ oder auch „Yuca“. Sie wird von den Stämmen, die im Regenwald leben schon seit jeher als Hauptnahrungsmittel verwendet, in verschiedenen Formen: als Fladen, am Stück gekocht (sehr Kartoffel ähnlich mit Fasern in der Mitte), oder als „masato“, fermentiertes Getränk. Auch in der restlichen Bevölkerung vor allem der oberen Hälfte Lateinamerikas ist Mandioca mit Mais, Reis und Platano (Banane!) zusammen eines der Hauptnahrungsmittel.

Tapioka gibt es in ganz Brasilien zu essen, auf der Straße wie Crepes am Stand zu kaufen oder die geriebene Wurzel als grobes Mehl im Supermarkt eingetütet. Die grob gesiebte Mandiokamehl-Wassermasse wird ohne Fett in der Pfanne gebacken und dann salzig mit Trockenfleisch/ Käse/ Butter angeboten oder süß mit (brasilianischer) Kondensmilch/ Kokos/ Doce de Leite/ Schokolade/ Erdbeere/ Banane. Wir ersetzten unsere in Kolumbien erfundene Tradition Arepas (Maisfladen) zu frühstücken eins zu eins mit Tapioka. Tatsächlich war es unser Couchsurfer in Barrerinhas, der uns genau erklärte, wie das Tapiokamehl gemischt sein muss und wie man sie bäckt. So ein liebes Kerlchen und voll der kluge Typ!

Weiter geht es am Anfang der Lencois. Einigen Leuten ging es nach der wackeligen halbstündigen Fahrt durch Sand gar nicht mal so gut. Leider war es außerhalb der Saison trotzdem brechend voll. Etliche Sandfahrzeuge standen in dem Fake-Dorf herum.

„Dorf“

Überall gab es Cashewnüsse, Cafe, Tapioka und alles mögliche andere zu kaufen. Schade. Wat soll ma machen. Da haben wir mal wieder gedacht, das wird in Brasilien vielleicht etwas anders. Dafür kann man wirklich sagen, dass es hier sauber war und auch niemand anstalten machte, seinen Gratis-Minikaffeebecher hinter sich zuschmeißen. Und es waren die leckersten Cashewnüsse, die wir je gegessen haben!

Dann kamen endlich die ersten Beschwerden darüber, dass man ja jetzt tatsächlich laufen müsse. Hier lang:

Die Düne hoch, an der hing sogar ein dickes Seil dran. Einmal hochgekrabbelt und plötzlich: BÄM!

Haben wir wieder die Pillen vergessen oder doch zu lange an den lustigen Macaxeirablättern rumgelutscht? Welcome to Wonderland.

Alles in weiß und blau.

Und dann ging die Sonne unter.

Bootsfahrt

In Tabatinga schwangen Thiago und ich uns dann aufs Boot mit unseren wunderschönen 3,20€/Stück Hängematten, die trotz ungeahnt mieser Qualität beide Bootsfahrten problemlos überstanden. Die erste dauerte vier Tage / drei Nächte und kostete uns 180 Reales jeder (20 Reales Rabatt für aufm Boot kaufen) also ca. 33€. Klingt wenig für drei Tage auf dem Boot mit drei Mahlzeiten pro Tag, ist es aber für lateinamerikanische normale Unterschicht Einkommen nicht, mal ganz abgesehen davon, dass man sich seine Hängematte selbst mitbringt und mit etlichen anderen Personen zusammen auf einem von drei Decks ist. Wir haben uns ganz heimlich das oberste leere geschnappt, auf dem sich Bar und Fernseher befanden.

Der Vorteil: Ruhe vor vielen anderen Menschen und ist sehr weit weg vom Lärm der Maschinen.

Der kleine Nachteil: der Kiosk spielte immer Musik, die nicht immer gut war und beim Essen ist man immer zuletzt, was uns nicht störte.

Der große Nachteil: Es gab einen Fernseher, aber kein Netz. Trotz Musik und Aussichtslosigkeit kam der sehr nette Typ vom Kiosk oder jemand anders immerzu und ständig an und versuchte, den Fernseher anzustellen, was natürlich nur in lautem Rauschen endete. Dann stellte Thiago das ganze nach 5-10 Minuten der Nichtbeachtung wieder ab… nur um Sekunden später jemanden wieder zum Fernseher rennen zusehen. Ich erinnere mich nicht daran, dass der Fernseher in vier Tagen auch nur eine halbe Stunde am Stück funktioniert hätte. Vielleicht brauchen manche Leute mittlerweile das Rauschen des Fernsehers, um ihr Herz im richtigen Takt schlagen zu lassen. Diese Romantiker.

Sonst war es um ehrlich zu sein, eigentlich vorallem langweilig. Auf dem Amazonas zu sein und sich rechts und links das Ufer anzusehen oder lange in den Fluss zu starren in der Hoffnung, doch einen Boto (rosa Delphin) zu sehen, ist auf Dauer leider auch nicht das einzig Wahre. Erstaunlich angenehm war es in der Hängematte zu schlafen und da dieses Boot im Verhältnis zum Zweiten relativ leer war, konnte ich ohne Sorge jeden Tag Yoga praktizieren. Der Schlafrhythmus funktionierte bei mir nicht so richtig normal, ich praktizierte ungefähr mitten in der Nacht, während alle anderen schon schliefen und ging erst danach zu Bett. Überhaupt schliefen wir relativ viel. Es war sehr warm, aber ich erinnere mich nicht daran, dass es trotz Fahrtwind und offenen Seiten irgendwann zu warm oder zu kalt gewesen wäre. Leider konnte man hier im ersten Boot nicht oben aufs Deck – konnte man schon, durfte man aber nicht.

Ich las auf beiden Bootfahrten zusammen 7 oder 9 Bücher (diese wilden Erinnerungslücken). Man hat einfach sonst wirklich nicht viel zu tun.

Es gibt keine Mücken in der Mitte des Amazonas! Das ist denen wohl zu weit weg vom Ufer. Dafür gibt es alles andere und es wohnt auf dem Schiff.

Wir trafen fast keine Touristen. Außer uns im dritten Stock noch eine Argentinierin, die aus touristischen Gründen mitfuhr. Auf dem zweiten hässlicheren Boot, gab es deutlich mehr Menschen und davon noch weniger aus Reiselust unterwegs.

Die zweite Fahrt dauerte vier Nächte / fünf Tage und kostete mehr (250 Reales normal, wir zahlten 230 p.P. also 42€) allerdings diesmal komplett ohne Essen und noch schlimmer auch ohne Möglichkeit, sich irgendetwas zuzubereiten. Dazu später mehr. Am vierten Tag erreichten wir Manaus.

Fischbanane

Wir kamen in Leticia Anfang Oktober an, wenn ich mich richtig erinnere, völlig unschuldig und Regenwaldunerfahren. Schon der Flug war beeindruckend, ab einem bestimmten Punkt ist unter einem nichts als ewigreichendes Grün. An einigen Punkten kann man von oben genau sehen, wo es gerade schrecklich stark regnet und irgendwo ist das immer. Später stellten wir fest, dass es zwar jeden Tag regnet in Leticia, aber die Uhrzeiten sind genauso unterschiedlich wie Dauer und Intensität. Wobei Letztere ausschließlich zwischen „unglaublich, es regnet voll krass“ und „Schnall dein Boot vom Rücken, wir fahren nach Hause“ schwanken. Und um euch noch mehr zu verwirren kann man schon sagen: das ist beides reichlich übertrieben.

Alles gelogen, es scheint immer die Sonne

Außerdem befanden wir uns auch nicht zur realen Regenzeit im Regenwald, denn natürlich regnet es immer, gibt aber trotzdem Phasen. Wenn das jetzt mal wieder alle wussten, bleibt euch komplett frei, mir das nicht mitzuteilen. Überraschend fand ich auch, wie wenige Mücken on the road waren. Da haben wir mit einer mittelgroßen Katastrophe gerechnet. Innerhalb des kleinen Ortes („Stadt“) Leticia gab es allerdings kaum welche.

Die „Stadt“ selbst hat uns sehr gut gefallen. Es ist furchtbar klein und man könnte trotz der ganzen Natur möglicherweise Beklemmungsgefühle bekommen, denn es geht außer auf dem Amazonas in keine Richtung weiter. Alle Straße führen ins Gebüsch und enden dort einfach. Nur der Amazonas führt links (wie die Kenner für Westen sagen) nach Peru und rechts nach Brasilien. Weil Leticia schließlich ein kleiner Zipfel ganz unten in Kolumbien ist, wie ihr Geographie-Genies alle genau wisst, und offenbar ein Dreiländereck. Oder Länderdreieck. Oder auch ein Eckdreiland. Oder ein dreckiges Ei. Wortspiele bei Seite, ich hab heute Morgen ausversehen einen Faun geschnetzelt. der Amazonas kommt aus Peru geflossen und man kann ein Boot auf selbigen stellen und damit nach Leticia fließen. Und dann kann man das nochmal machen und bis nach Manaus rollen.

Fischer, die ihre Boote ins Wasser tunken

Um nach Manaus zu kommen, muss man das Boot von Tabatinga aus nehmen. Beides befindet sich bereits in Brasilien, von Leticia kann man nämlich einfach rüberlaufen nach Tabatinga, welche als „Stadt“ zwar mit dem cooleren Namen abschneidet, dafür leider große Mängel in Schönheit aufweist. In Tabatinga erwartete man jeder Zeit so einen rollenden wildwest Busch hinter jeder Ecke. Leticia erinnerte mich ein wenig an New Orleans. Arm, aber voll mit fröhlichen sehr netten Leuten.

fröhliche, sehr nette Leute im „Erdgeschoss“ (geschnetzelter Faun-Smiley)

Man kann einfach die Grenze überqueren, beide „Städte“ gehen nahtlos und ohne jede Kontrolle ineinander über, es ist sogar gar nicht so einfach dieses Stempelbüro zu finden in Tabatinga. Dabei darf man nicht vergessen, dass häufig die Grenzkontrollen (Stempel Kolombia verlassen/Stempel Brasilien eingetreten) ziemlich weit auseinanderliegen und einen wahrscheinlich keiner daraufhinweist, wo das ist oder, dass es eben überhaupt zwei Orte sind. Wir trafen schon einige Touristen (vor allem diese, die des Spanischen nicht mächtig waren) völlig verwirrt und manchmal aufgelöst, weil der Eingereist-Stempel fehlte, beim nächsten Ausreisen. Aber irgendwie haben es bestimmt alle geschafft zu überleben. In Leticia war es noch nerviger, wir mussten nämlich dafür zurück zum Flughafen latschen. Und dahin wollten wir eigentlich nicht zurück, weil er voll weit weg ist und wir uns mal wieder geweigert hatten, die erfundenen unnützen Touristenzusatzgebühren zuzuzahlen, die nicht nur sehr hoch sind, sondern auch offiziell in gar nichts reinfließen. Kein Scherz, wir haben immer überall gefragt, was mit dem Geld eigentlich passiert und kein Schwein, Polizist, Grenzbeamter oder eben diese Person die dieses Geld entgegennimmt hat eine Ahnung was damit getan wird. Mit Umwelt jedenfalls nichts.

Thiago schüttelt da nur den Kopf

Back to Leticia: Überall rennen Pflanzen und sprießen Tiere aus dem Boden, insgesamt ist es hier eher günstig, abgesehen von den sehr teuren importierten Lebensmitteln, also nahezu allen. Da kommen wir zum nächsten Irrtum: Im Djungel wäschst außer Zeuch eigentlich gar nicht so viel! Angepflanzt werden vor allem Bananen. Die Leute sind sehr kreativ mit selbigen. Sie werden auch selten süß verspeist, eher so als Hauptmahlzeit. Jede. Alle Gerichte bestehen aus Banaen, Fisch, Reis und Kartoffeln, am liebsten alles frittiert. Kein Problem, das kannten wir schon aus unseren Wandertagen um Cuzco, Bananen überall. Aber dort wuchsen auch noch alle möglichen Früchte, so wie ich das genauso hier erwartet hätte. Im Regenwald jedoch flaute.

Fisch & Bananen.

Frittiert.

Da waren wir sehr glücklich als es in Tabatinga wieder Bohnen gab. Waren wir sowieso, denn Feijoada (Bohnenkram) ist ohnehin superlecker, typisch brasilianisch und beinhaltet keine Bananen.

frisch rasiert

Obwohl Leticia nicht danach aussieht, ist es ein Touridorf (deshalb die blöde Touristensteuer). Deshalb gibt es ungefähr zweitausend Touristenbüros, in denen man ganz viele tolle extrem unterschiedliche Tours buchen kann und zwar drei. Beinhaltet sind: Riesenseerosenblätter („Vitoria Regia“) anstarren, den „Boto“ einen rosafarbenen Flussdelphin beobachten, verschiedene nahezu ganztags eingesperrte Affen und Schlangen auf sich drauflegen und sogar Indigene mit dem Handy filmen, (die solch wenige Kleidung eigentlich sonst nie tragen) welche von Lust und Laune spontan überkommen ganz wild drauf los tanzen. Einem wird versichert, das Buffet sei ganz toll und man könne mehrfach nachnehmen.

Deshalb suchten wir geschlagene drei Tage lang nach einem Büro, das eine Alternative mit echter Urwalderfahrung jedoch ohne tolle Buffets, Amusement bestehend aus tanzenden Einheimischen oder betäubte Boa Constrictors – letzteres und ähnliche Dinge zu finden auf peruanischer Seite, ich glaube die haben einfach an Stelle von Tierschutz so etwas wie einen Gräueltatenerlass. Nein, ich habe keine Vorurteile. Nur Bodybuilder haben Vorurteile!

Zum Beispiel dachten wir an eine Wanderung mit jemandem, der etwas erzählt und seine Kleidung anbehält. Oder gar mit Übernachtung, uns interessierten Pflanzen, Alltag in der Floresta, Mythen und Geschichten der indigenen Stämme, von denen tatsächlich noch sehr viele überall leben, aber nicht direkt neben Tabatinga oder Leticia.

Leider wollten dafür alle sowas wie 200€ p.P. von uns, denn ich bin blond und damit sind Thiago und ich automatisch reiche Europäer oder Amerikaner. Letzten Endes haben wir es allerdings geschafft zu einem normalen verständlichen Preis eine Nacht in einem Naturschutzgebiet in Peru zu schlafen mit allem Klimbim und Glitzer drüber. Aber richtig gekriegt haben sie uns erst mit dem vielversprechenden Buffet.

Grünzeuch oder wie die Brasilianer sagen: Mato

Wir fuhren zunächst mit einem Boot über den Amazonas zu einem Nebenarm und von dort aus mussten wir irgendwann 40 Minuten durch den Djungel laufen, während unsere Rucksäcke (es gab eine Gruppe Menschen mit uns, weshalb es so günstig war, aber keine touristische sondern für eine Teambildungsfahrt einer Firma aus Leticia selbst) mit einem niedlichen sehr schlanken Boot vorgefahren wurden.

Denn wir befanden uns hier Anfang Oktober, einer Zeit in der der Amazonas schon sehr leer wird und sich also auch Nebenflüsse verkleinern und die Arme der Nebenflüsse zu Ärmchen werden oder sogar austrocknen. Dezember bis März gibt er sich dann ordentlich die Kante mit Regen und das heißt, dass rechts und links (und die Mitte erst) in folgendem Bild komplett überschwemmt sind und die Leute die direkt neben dem Amazonas wohnen von unten in den provisorisch eingerichteten 3. Stock umziehen. Davon habe ich leider kein Photo behalten, aber siehe trotzdem Foto oben mit „Erdgeschoss“.

Der Amazonas befindet sich links, alle Anwohner fahren in der Hochwasserzeit mit Booten von Haus zu Haus

Um zurück zu unserem Ausflug zu kommen: der Fluss an dem wir die 40 Minuten langliefen war schon so klein, dass da das eine Boot kaum durchkümmte. Keine Ahnung, warum wir nicht einfach die Rucksäcke getragen haben. Wir liefen bis zu einem Punkt in dem sich das Rinnsal von winzig zu sehr klein steigerte und wurden alle in niedliche Boote gesetzt und zum 3 Sterne-Camp geschippert. Es war deutlich luxuriöser als wir uns vorgestellt haben, mit richtigen Betten und Toiletten und Türen und so weiter. Der Gemeinschaftssaal war draußen und bestand aus sehr viel Bier und Hängematten.

Hand einer supercoolen allein reisenden älteren Dame aus Bogota, Andrea, die seit Jahren Kolumbien erkundet.
direkt unterm Biermattensaal

Denn besagter Workshop bestand wohl vor allem aus sich betrinken. Es war schon sehr schwer für die Guides auch nur kleine Teile der Gruppe (die mehrheitlich zugestand noch nie so mitten im Djungel gewesen zu sein) zu bewegen, sich ein wenig die Umgebung anzusehen. Die Leute waren sehr lustig und nett, schmiedeten allerdings auf gar keinen Fall Pläne, Körperteile mehr als nötig zu bewegen. Zu unserem Glück, denn nun bestand unsere Erkundungstruppe aus drei Personen, Yay! Wir liefen bis zum Baum des Titelbilds lernten ganz viel z.B. über diese Lianen, die abgeschnitten zum Wasser trinken dienen wie das in Filmen angeblich ständig passiert.

Besagte Liane ist jene welche sich um den rechten Ast oder Stamm schlängelt

Folgender Typ Baum (nächste Photos) und auch der sehr alte des Beitragsbildes sind interessant und überall zu finden. Es gibt zwei Typen davon, kaum zu unterscheiden für eine Flora-Amateurin wie mich. Beide sehen also genau gleich aus und haben so riesige fächerartige Wände, welche quasi die Wurzeln sind. Wie man weiter unten ungefähr erkennen kann, ähnelt das ganze dünnen Wänden. Nennen wir sie Trennwände. Einige Bäume haben davon in alle Richtungen welche, kammerartig geradezu. Der Nutzen dieser Kammern war Kinder gebären. Die Schwangere sucht sich ihre Lieblingskammer aus und geht mit Hebamme allein in den Wald um ihr Baby zu bekommen.

Laut Guide eine Methode, die wiederkommt, da die Bedingungen (Hygiene, Ausstattung, Personal) in den Krankenhäusern so schlecht seien, dass heute mehr Frauen bei der Geburt im Krankenhaus sterben als zuvor mit Baum. Es könnte leider tatsächlich der Fall sein. Ich frage mich inwiefern da auch ein Rassismus gegenüber den sagen wir mal salopp Halbindigenen eine Rolle spielt. Denn diese Leute leben in kleinen Gemeinden mit so ziemlich allem modernen Kram, den eigentlich niemand braucht: Fernseher, Handys etc., aber schlechten bis keinen Sanitäranlagen und sind irgendwie insgesamt nur mittelmäßig (also sehr schlecht) integriert vom „zivilisierten“ Umfeld. Mal ganz abgesehen davon, dass sie auch nach wie vor in der Mitte des Djungels und somit fernab leben. Das zu Hause der Guides, die im Camp nächtigten, war nur eine halbe Stunde zu Fuß entfernt.

Leticia wurde mit Leuten aus Bogota bevölkert seit 1940, nach einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Peru in den 30ern, um sich des Landes sicher zuwissen. Drumherum lebten sehr viele Stämme, die sehr verschiedene Sprachen sprechen und natürlich keinen Unterschied zwischen Peru, Ecuador, Brasilien und Kolumbien sahen. Diese Städten naheligenden Stämme wurden nach und nach „zivilisiert“. Die halbindigenen Leute sprechen oft Spanisch und wissen nur noch wenige Worte der Sprache ihrer Vorfahren, wurden christianisiert und sind trotzdem irgendwie von der Regierung vergessen oder zumindest stark vernachlässigt.

Ich las zu dieser Zeit passenderweise gerade das Buch „O falador“ auf portugiesisch („Der Erzähler“) von Mario Vargas Llosa, dem berühmtesten peruanischen Autor von dem ich auch andere Werke sehr mochte. Es geht um genau dieses Thema und handelt vom Volk der Machiguenga.

Baum mit Riesentrennwand (linke Seite)

Back to the roots: Man kann mit einem Stock gegen die Trennwand schlagen und damit ein ziemlich lautes Geräusch erzeugen, wenn man sich schon wieder verlaufen hat und dies kundtun möchte. Selbiges Verfahren wurde/wird auch mit zwei Leuten und jeder an seinem eigenen Baum an unterschiedlichen Orten zur Kommunikation genutzt. Und last but not least werden diese besonderen Bäume auch noch angeritzt, um Dinge festzuhalten oder zu zählen.

Um die Mücken nicht zu vergessen, hier fühlte man sich von ihnen doch etwas belästigt. Spray bringt nichts, nur lange feste Kleidung, denn man schwitzt so viel, dass sofort alles wegläuft. Was man tun kann ist, den Kram von folgendem Bild abzurupfen und sich damit einreiben, denn es stinkt wohl ganz schrecklich, ich weiß nicht ob für uns oder die Mücken.

Nach der kleinen Wanderung mit sehr viel interessanter Info und echten unbetäubten Tieren (wir sahen Affen, Faultiere, Käfer, Tausendfüßler, Spinnen, Schmetterlinge, Libellen, Adler, andere Vögel,…) gab es Abendessen und wir gingen auf eine nächtliche Kanufahrt.

Affe
Faultier
die Toskana

Die Schönheit ist mir unmöglich komplett zu beschreiben (ganz ohne Ironie) und das gebe ich aus meiner unzureichenden Erinnerung wieder:

Es war fast komplett dunkel, wir fuhren ohne Motor über den winzigen Fluss, da wir ein Jacare (Krokodil/Alligator) suchten. Der Urwald ist nachts unfassbar laut als würde er gerade erst richtig erwachen. Zu Beginn ist es wirklich dunkel gewesen, nach einigen Minuten konnte ich dann ein paar Dinge ausmachen, die sanfte Spiegelung des dunklen Gestrüpps im Wasser, den tiefblauen Himmel und hohe Baumwipfel. Dann war plötzlich alles erleuchtet.

Denn etliche Glühwürmchen schwebten im Gras, aber mir ist als säßen versteckt Leute am Ufer um heimlich jeweils eine Kerze erleuchten zu lassen nur um sie geräuschlos direkt wieder auszupusten. Dazu aus nächster Nähe nur das Geräusch des durchs Wasser gleitenden Kanus. So etwas Bezauberndes hätte meine Fantasie allein gar nicht herstellen können. Tausende winzige Lichter die für mich leuchteten.

Schmeiß das LSD aus dem Fenster und sattel dein Einhorn, auf ins Rainforestland!

Etwas später fanden wir auch ein Jacare Caiman (kleines Krokodil). Denn sie jagen nachts und befinden sich ganz still im Wasser falls ein Snack unschuldig dreinschauend ganz nah vorbeischwimmt. Wenn man ihnen ein Licht entgegenstrahlt, reflektieren ihre Augen und warum auch immer bewegen sie sich nicht. Unser Nachtführer Moises sagte viele Dinge, von denen ich manche anzweifel, aber so ungefähr können die Caimane stundenlang unter Wasser bleiben, sind tagsüber nie im Fluss unterwegs, werden locker 80 Jahre alt und die Männchen können bis zu 8m groß also lang werden, ziehen aber dann um in den Amazonas (passten ja sonst nicht mehr in den Bach rein). Sie haben so starke Kiefer schon mit wenigen Centimetern Größe (wir fingen einen um die 50cm, welcher ca. 6 Jahre alt sei), dass sie dir den Arm abbeißen könnten. Jacare fangen schien hier ein weitverbreitetes Hobby zu sein.

Man muss blitzschnell ins Wasser greifen und das Minikrokodil am Kiefer festhalten, damit es nicht schnappen kann. Einmal so gehalten, wehrt es sich überhaupt nicht. Man darf nur nicht loslassen. Einerseits war es beeindruckend das kleine starke Tier aus der Nähe zu betrachten, andererseits glaube ich trotz Regungslosigkeit nicht, dass dies eine besonders gewertschätzte Aktion war von Alligatorseite und ich hoffe unser Freundchen hat keierlei Schaden davon getragen. Nach dem Zurücksetzen und Hand wegnehmen ist es zumindest nicht panisch weggerannt, schnappte auch nicht, sondern hielt ganz gechillt inne und tauchte irgendwann unter. Die Rückfahrt war mindestens genauso schön wie die Hinfahrt. Das Krokodil zu fangen hätte mir nicht gefehlt.

Zuletzt gingen wir noch einmal beim Nest der Tarantula vorbei, die relativ nah zu unserer Behausung selbst hauste. Da sie springen kann, sollte man nicht extrem nah herantreten. Die meisten weiblichen Spinnen werden sehr viel größer als die männlichen, wir sahen vermutlich ein Weibchen. Wir tanzten noch ein wenig mit der mittlerweile überfröhlichen Bagage und versteckten uns dann in unserem Mosquitohimmelbettnetz. Am nächsten Tag ging es zurück nach einem sehr leckeren Frühstück (Reis, Fisch, Kartoffeln und Frittieröl zum trinken).

Einige wenige aber dafür eher unsympathische Personen der Gruppe beschwerten sich darüber, dass sie völlig unvorhersehbarer Weise schon wieder 40 Minuten zu Fuß laufen müssten und diskutierten erstmal, weil doch irgendjemand auch im Boot sitzen könne, warum nicht das ausgerechnet ein Führer sei und nicht er/sie und wenn eine Person dann gingen doch auch zwei und Laufen sei überhaupt zufälligerweise anstrengend und generell Blödsinn. Leider waren wir darum etwas knapper in der Zeit und unsere dreier Gruppe mit Andrea, die eben als einzige etwas über dem Altersdurchschnitt lag, kam kaum hinterher, denn Moises rannte geradezu davon.

Das machte ihr so viel Druck sich mehr und mehr zu beeilen, dass sie insgesamt DREI mal richtig hinfiel, obwohl wir immer direkt bei ihr waren und ihr mit den nicht wenigen Hindernissen auf dem Weg halfen. Diese Frau ist wirklich fit, nur der Weg eben alles andere als einfach. Da bin ich wirklich übelst sauer geworden, bis zu diesem Punkt war alles in Ordnung, wenn nicht sogar richtig cool, ich habe ihn daraufhin ein bisschen zusammengeschissen und bin immer noch unsicher, ob ich nicht vielleicht doch mal wieder zu nett war.

Wir hatten uns zuvor breits die Tickets für das Boot gesichert, Hängematten gekauft und bereiteten uns nun auf die Weiterreise vor. Auf nach Manaus!

Santa Marta

Das ist oben in Colombia. Wir blieben zwei Wochen in einem Hostel und liefen dabei in die Nachbardoerfer. Leider ist die Karibik an vielen Ecken sehr schoen, aber gleichzeitig ueberall sehr arm und verschmutzt ohne Ende. Da waren wir auf jeden Fall zurueck auf Peruniveau was das Thema Umwelt und die dazugehoerige Aufklaerung angeht.

Hostel-Innenhof mit Bar

Was uns wirklich beeindruckt hat an der Kueste Kolumbiens waren die intensiven Verkaeufer, die sich in Peru schon ganz besonders viel Mühe geben, um moeglichst hart zu nerven. Allerdings liegt hier Kolumbien deutlich weiter vorn.

Wir sahen mehrfach wie Strandverkaufer Leute aufweckten, sie angestossen wurden, mehrere setzten sich neben uns und fingen einfach so ein Gespraech an.

Auch Gebäude brauchen Liebe

Zweimal davon waren wir nachts am Strand, ohne Geld und Taschen, um einmal ins Meer zu springen und in den Himmel zu starren. Das lief dann so:

Verkaufer setzt sich neben uns und faengt an irgendwas zu labern, so ungefaehr: Hey, alles klar? Wo kommt ihr her? Sprecht ihr castellano?

Wir: Hey, alles gut, Danke. Wir waeren ganz gern allein, sind auch grad am reden und haben tatsaechlich auch kein Geld dabei, wollen aber generell sowieso nix kaufen. Uebrigens kennen wir uns schon und wir haben auch die letzten sieben Tage nichts von dir kaufen wollen, Danke!

Daraufhin schaffte es der Verkaufer trotzdem erstmal geschlagene 5 Minuten Monolog-Smalltalk zu halten nur um gegen Ende doch schleichend auf sein bezauberndes Produkt einzugehen und eine ruehrende Geschichte ueber seine rosablaue Magnetgiraffe auftischt.

Dann die grosse Enttaeuschung: Die dummen Gringos wollen das Tier immer noch nicht kaufen.

Das beste Mal war, als ein Typ aus dem Meer raus direkt auf Thiago zugerannt kam, um ihm irgendwas anzudrehen.

Wir brauchten mindestens beide Wochen in Santa Marta, um uns ueberhaupt daran zu gewoehnen, dass alle Leute denken, wir waeren reiche Gringos, die extrem viel Geld haben und das auch fuer jeden Quatsch ausgeben wollen, denn das sind ja die meisten Urlauber dort tatsaechlich. Aber das mit den kaputten Klamotten und den grossen Rucksaecken – hab mich echt geschmeichelt gefuehlt.

Jetzt muss man sich erst in Deutschland wieder dran gewoehnen, dass alle Leute denken, man sei sehr arm (mit lateinamerikanischem Freund), egal wie ganz deine Klamotten sind – naja, sie sind ja wirklich relativ ganz.

Wir liefen viel herum, wie immer, sahen wirklich die verstecktesten dreckigsten Ecken und die krassesten Touristen-Strände – ebenfalls völlig verdreckt. Es regnete zu ungeahnten Uhrzeiten und unabsehbarer Länge immer mal wieder richtig heftig. So auch als wir in den wunderschönen Tayrona Park fuhren, ein Naturschutzgebiet (nur bedingt verdreckt). Das war dennoch ein Schock, das kannten wir so von Nationalparks vorher auch nicht. Wir dachten, da darf überhaupt niemand rein zum Verkaufen. Außerdem gibt es in Argentinien an Orten Verbot überhaupt Müll irgendwo zu lassen, oder in El Chalten gar Biomüll in den Park zu schmeißen. Alles muss wieder mitgenommen werden und die Touristen halten sich daran. Nicht in Kolumbien!

Trotz all dem Dreck sahen wir die winzige sehr schöne Ecke vom sonst sehr großen schmutzigen Ort Cartagena und sahen wunderschöne einsame Strände. An einem Tag ging fuhren wir mit dem Hostelbesitzer zu superschönen versteckten Wasserfällen mit großen Tümpeln in denen man sehr gut verweilen konnte. Außerdem gönnten wir uns einen Luxustag in einem süßen Hotel im Wald und bekamen statt einem Zimmer eine ganze Hütte für uns.

Weg zum Hostel ca. 2 km von der Straße

Dann ging es mit dem Flugzeug von ganz oben nach ganz unten, in den Regenwald hinein zum Dreiländereck. Wir flogen nach Leticia.

Medellin

Danach fuhren wir nach Cali, wo unser Couchsurfinghost nicht antwortete. Also ging es nach ein paar Stunden Pause mit dem naechsten Bus weiter nach Medellin, hier hatten wir schon mehrere Antworten und eine Freundin auf uns wartend.

Dayan, die Unglaubliche! Thiago wohnte in Buenos Aires mit ihr zusammen

Mit Dayan gingen wir in ein geiles Naturwissenschaftsmuseum und wir danach ins Planetarium, wir waren 2 Tage lang da und konnten trotzdem nicht alles sehen! Fuer Kinder wie uns und echte Kinder sehr zu empfehlen.

Eine der schoensten Installationen im interaktiven Museum fuer mich war die Musikhalle (es gab 4 riesige Hallen, die Aquarien, den Sciencespielpark draussen, den Explorerroom und aparte das Planetarium). Hier gab es einen Film ueber Musik in Kolumbien und ganz viele Spiegel. Ich hatte Spass und wuenschte mir eine hoehere ISO.

Medillin hat uns unglaublich gut gefallen. Noch besser als Quito und naja als Lima sowieso. Und sie ist nur auf ca. 1600 Metern, wir haben es ueberhaupt nicht mehr bemerkt. Es ist immer Sommer, bzw. das perfekte Wetter. Schoen warm, aber nachts kalt genug zum schlafen. Jahreszeiten unterscheiden sich nur im Sinne von mehr Wind oder ein bisschen Regen.

Wir blieben ca. 10 Tage und hatten wie so oft ganz tolle Couchsurfergastgeber. So hatten wir uns Kolumbien gewuenscht, denn Kolumbianer sind sehr herzliche, warme, willkommenheissende Menschen und so wurden wir auch empfangen. Ohne Probleme konnte man hier in den Comunas herumspazieren und sich wie zu Hause fuehlen (das mit Sicherheit nicht in jeder Comuna).

Comuna in Kolumbien, Villa in Argentinien, Favela in Brasilien ist alles der gleiche Name fuer ein Viertel, das sich die Leute selbst zusammengeschustert haben. Oft wohnen hier die finanziell extrem Beduerftigen, Drogenlords, es gibt viel Prostitution (auch von Minderjaehrigen), welche in Lateinamerika ich glaube ueberall verboten ist und alles andere, was man so illegal tun kann. Oft werden einfach Gebaude uebereinandergebaut, ohne Genehmigungen. Strom und Wasser werden angezapft und die Polizei hat keinen Zutritt.

Das variiert natuerlich alles stark nach Land und Favela. Manche sind normale, offizielle Wohngegenden und andere sind besser nicht zu betreten, wie in Cidade de Deus (empfehlenswerter Film ueber eine Favela in Rio de Janeiro) oder Elefante Blanco (empfehlenswerter Film uber eine Villa in Buenos Aires). Einfach nur, um aus Peru auch noch einen draufzuschmeissen: La Teta Asustada.

Wer zuerst alle Filme angesehen hat, gewinnt die Beatrix von Storch Vodoo-Puppe, die ich Torben versprochen habe.

Die Drogenproduktion findet normalerweise in den Favelas statt, egal in welchem Land hier, weil die Polizei eben nicht reinkommt. Aus Angst oder weil gekauft oder beides, Polizisten und Politiker sind ja schliesslich die bekanntesten Drogenhaendler nach wie vor.

Thiago, leider voellig unbekannt

Heute! Exkurs Drogen: Und diesmal rede ich nicht von Zucker.

Mich hat ueberrascht und gefreut, dass es kein Heroin in Lateinamerika gibt. Denn die gesamte Schlafmohnproduktion die in Kolumbien von Statten geht, wird wohl nur in die USA geliefert.

Ich erwaehnte schon einmal, dass in Peru um Ayacucho herum die groesste Kokablaetterplantation zur Produktion von Kokain (in Peru und nur soweit ich weiss) zu finden ist, weil die Bauern dort gezwungen werden Koka anzupflanzen anstatt ihrer Lieblingsfruechte.

Meine Lieblingsfrucht: Gruenzeuch

Deshalb ist Kokain extrem guenstig in Peru, Bolivien und Kolumbien und es macht natuerlich auch den Weg in die USA, aber auch nach Argentinien und Chile weshalb die Grenzuebergaenge nach Sueden immer schwieriger sind als nach Norden (nach Norden schwierig ab Panama). Tatsaechlich hat uns einmal jemand mitgenommen beim hitchhiken, der sagte, er haette nicht angehalten, wenn wir in die andere Richtung gewollt haetten. Aber selbstverstaendlich ist das alles nur eine Frage des Geldes, die Droge ueber die Grenze zu kriegen. Weiter im Text.

In Argentinien, wo Kokain immer noch deutlich guenstiger ist als in Deutschland, aber schon teurer als in den herstellenden Laendern, koennen sich die ganz Armen und somit meistens Villabewohner und somit groessten Abnehmer der Droge, kein Kokain leisten. Deshalb wird dort Paco hergestellt in den Villas, (weil Abwesenheit von Polizei, logisch) und unheimlich guenstig verkauft, die argentinische Version von Crack. Soweit ich weiss kostet das Teufelszeuch pro Gramm ca. nen halben Euro. Dafuer ist man sofort suechtig, hat weniger Hunger (ideal auch fuer die Kinder) und muss nicht mehr so lange leben.

Wer es kaum erwarten kann zu Hause loszulegen: Einfach Reste von Kokablaettern oder das uebrige Kokain von der letzten Vorstandssitzung zusammenkehren, Rattengift, Bicarbonat und Gummibaerchen in einer Tupperware beliebiger Farbe zusammenschuetten, dabei auf- und abspringen und leise schreien „Dass ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält!“

In Medellin gab es sogar noch viel mehr zu sehen, nur waren wir schon mit dem was wir unternahmen sehr ausgefuellt.

Um zu Kolumbien und den Comunas zurueckzukommen, gehe ich nochmal kurz auf den ahlen Pablo Escobar ein. In Medellin war sein Hauptsitz und somit das groesste Drogenkartell. Mit seiner Macht kontrollierte er die ganze Stadt und darueber hinaus. Tatsaelich kam er irgendwann sogar ins Gefaengnis, welches eigentlich ein kleines Schloss war (ist, kann man fuer teuer Geld besuchen) und fuehrte selbstverstaendlich von dort aus ganz genau wie vorher seine Geschaefte aus und Morde durch. Dies besonders in den 80ern. Ich glaube soweit haben das die Meisten irgendwie so oder aehnlich vielleicht schon einmal gehoert, ganz knapp zusammengefasst.

In seiner Amtszeit sammelte er sich seine Anhaenger (Kaempfer, Verteidiger und Drogenverticker) in den verletzlichsten Orten der Stadt, wo man nur mit ein wenig Geld winken muss, um Zuspruch von kleinen Jungs zu finden. In den Comunas. Sein Netzwerk war zu seinem Tod Ende 1993 riesig und dementsprechend aenderte sich erstmal ueberhaupt nichts.

Die Comuna 13 ist eins der Stadtviertel, das am meisten unter dem Kartellterror litt, in ganz Medellin (und Kolumbien) gab es etliche Massaker, Attentate, Drive-bys und alle anderen Arten von Verbrechen.

Zum einen mordete das Drogenkartell, zum anderen die Paramilitares, die in die Comunas kamen, um die Helferlein zu finden. Dafuer gab es die Undercovermenschen, die in den Comunas wohnten um diese oft sehr jungen Menschen heimlich ausfindig zu machen.

Gemordet wurde jedoch in den Comunas allerdings oft komplett wahllos und ueberhaupt nicht nachvollziehbar. Man konnte davon ausgehen, dass der Mittelmann meistens gar keine Ahnung hatte was er tut, wer wer ist und was er hier eigentlich macht und sich einfach fuer irgendwelche Personen entschied. Genauso willkuerlich waren die Massaker von Seiten des Kartells an Schulgruppen oder Versammlungen, die ueberhaupt nicht in Verbindung mit dem Kartell oder der Regierung standen.

Diesen Terror, taegliche Morde, Bomben und rohe Gewalt ertrug das Volk ueber 20 Jahre. Jeder wurde irgendwie mithineingezogen, die Indigenen, die Bauern, die Armen und die Reichen. Es wurde rekrutiert so viel ging, gezwungen am Handel teilzunehmen, fuer die Mafia zu arbeiten, fuer die Paramilitares zu arbeiten oder zum Schutz zu zahlen. Tausende von Toten wurden in allen moeglichen Orten verscharrt und in die Fluesse geschmissen, wie in den Mafiafilmen. Fuer die Comuna 13 begannen die schlimmsten Zeiten erst nach Escobars Tod. Von den Huegeln der Comuna kann man gerade so eine gelbliche Flaeche im Hintergrund ausmachen. Es ist Grube in der tausende von Leichen gefunden worden.

Wir lasen und lernten sehr viel im Casa de la Memoria in Medellin. Es ist gratis, sehr aehnlich in allen Aspekten zum Museo de la Memoria in Lima und mindestens genauso gut gemacht und informativ. Leider ebenfalls fast nur in spanisch, ich empfehle trotzdem hinzugehen. Natuerlich ist das harte Lektuere auch fuer Leute, die nicht jedes mal wieder bei Harold and Maude in Traenen ausbrechen.

Weil es zwischen ein bisschen witzig und sehr traurig ist, hier mein Lieblingsteil des Museums, ein paar der Zitate von mir persoenlich mittelmaessig uebersetzt nur fuer euch. Leider habe ich nur noch ein paar wenige uebrig. Diese Umfrage betraf Kinder und sie wurden um die Definitionen von schwierigen Woertern gebeten:

Angst: „Ein Kind, das traurig ist.“ Juliana Sanchez, 6 Jahre

Angst: „Vor einem Toten mit heraushaengenden Eingeweiden.“ Jenny Alejandra Baena, 9 Jahre

Angst: „Das ist, wenn meine Mutter Auto faehrt und einige Maenner (…) nichts zu essen haben, die Autoscheibe einschlagen und sie ermorden und meinen Papa ermorden und ich lebe alleine.“ Orlando Vasquez, 6 Jahre

Heim: „Waerme aus der die ganze Familie kommt.“ Carlos Gomez, 11 Jahre

Heim: „Es ist die Hoelle.“ Maria Jose Garcia, 7 Jahre

Geld: „Bloedsinn.“ Juliana Candelaria Gonzalez, 8 Jahre

Gewalt: „Wenn es Gewalt im Land gibt, hau ich ab.“ Yeny Andrea Rodriguez, 8 Jahre

Gewalt: „Der schlechte Teil von Frieden.“ Sara Martinez, 7 Jahre

Mysterium: „Als meine Mama weggegangen ist und mir nicht gesagt hat, wohin.“ Gloria Maria Hidalgo, 10 Jahre

Militaer: „Sich bewusst sein, dass sie sie umbringen.“ Astrid Yanet Gonzalez, 8 Jahre

Darum ist die Comuna 13 jetzt ein Ort des Friedens und des Graffitis und die wahrscheinlich sicherste Comuna in Medellin oder sogar Kolumbien. Kuenstler, die waehrend des Terrors nicht auf die Strasse gingen, um nicht ermordet zu werden, fuehlen sich mittlerweile frei und werden sogar bezahlt und gesponsert, um in der Comuna zu wohnen und zu sprayen. Das Graffiti ist Mittel der Verarbeitung der Angst und des Terrors. Ausserdem ist es eine Markierung: Dieser Ort gehoert uns und ihr koennt ihn nicht wieder wegnehmen!

Leider ist im Drogenkrieg kein Ende in Sicht, bis die Droge oder der Krieg aufhoert. Solange es Produktion gibt oder illegal bleibt, suchen sich die Arschgeigen einfach ein neues Stadtviertel zum terrorisieren. Die aktuelle Situation ist nicht mehr zu vergleichen mit dem vorherigen Geschehnissen, aber man lasse sich nicht lumpen, es ist nicht vorbei.

Dayan erzaehlte uns viele gruselige Dinge, die sie erlebte und hoerte. Zum Beispiel einen Aushang in der Uni, eine Liste der Studenten, die sich fuer soziale und umweltpolitische Dinge einsetzen, damit alle genau wissen wer die sind. Oder ueber die viele Prostitution, schon in jungen Jahren eingetrichtert als einziges Mittel an Geld zu kommen und irgendwie wichtig zu sein und die absurden Bezug auf Mord und Gewalt in den Comunas, hingenommen als etwas ganz Alltaegliches von ihren Bewohnern.

Von unseren kolumbianischen Freunden aus den vorigen Laendern haben wir ebenfalls andere schlimme Dinge erzaehlt bekommen, ueber die Mafia, die man heute nicht mehr Mafia nennt, denn mit Mafia bezieht man sich auf die Mafia der 1980er bis 2000.

Man lasse sich dennoch nicht abschrecken, ueberall passieren schlimme Dinge. Als Tourist hat man damit nichts zu tun, ausser man entscheidet an Orte zu gehen, an die die Bewohner Medellins (genannt „paisa“) selbst freiwillig keinen Fuss setzen wuerden.

Kolumbien ist ein tolles Land und man sollte dort unbedingt Urlaub machen. Dann sind auch die Kolumbianer ein bisschen weniger traurig, dass sie in vielen Staaten nur ein Bild von Mord und Kokain hinterlassen an Stelle ihrer herzlichen Laecheln, froehlichen Musik, bunten Kleider und karibischen Straenden.

Etwas nervig ist, dass die Comuna 13 so viel besucht wird, dass es fast keinen Spass macht dort hinzugehen. Ich empfehle es trotzdem jedem. Die Fuehrung war okay, aber nicht so informativ wie erhofft. Die Graffitis sind toll und der Himmel blau. Nur seid darauf gefasst aus der Metro auszusteigen und ca. 20 Free-Walking-Tour Guides gleichzeitig auf euch zurennen zu sehen.

Wir sind alle Migranten
„Es gibt kein Problem, dass sich nicht durch eine Avocado regeln laesst“
Denkt der Typ in gruen und geht schnell eine kaufen.

Ausser Krieg und Farben sahen wir in Medillin die bekannten Botero-Bronzeskulpturen. Eine dieser ist die bekannte Friedenstaube, die in der Zeit des Terrors durch eine Autobombe demoliert wurde. Botero entschied, dass sie genauso dableiben soll und er fertigte eine neue an und stellte sie direkt daneben, um zu sagen, den Frieden kann man nicht zerstoeren.

Da hatte ich allerdings meine Kamera nicht dabei, dafuer hab ich noch mehr Fischphotos! Zeig ich euch aber nicht.

Sonst gehen alle nach Guatape, schoene Natur und ein teurer Stein zum hochklettern, das haben wir uns gespart. Dafuer sind wir die 20 Minuten mit der coolen Seilbahn in den Park Arvi gefahren. Selbst wenn man da nicht drin herumlaufen will, lohnt sich das hochfahren schon!

Der Park ist ein riesiges Naturschutzgebiet, direkt an Medellin in dem man keinen Eintritt zahlt. Man kann dort am Fluss campen oder ganz lange laufen. Es wird einem ans Herz gelegt, eine Tour zu buchen oder sonst nur zum Campinggelaende hin- und zurueckzulaufen. Man kann allerdings mit ein bisschen Menschenverstand, oder ohne aber dafuer mit maps.me (Werbung) auch die Wanderpfade alleine finden und nach Lust und Laune stundenlang vor sich hin latschen.

Un dia despues de la guerra

Si hay guerra

Si despues de la guerra hay un dia

Si despues de la guerra tengo brazos

Te hare con amor el amor


Zitat Ende

Banos

Tatsaechlich war es sehr schoen dort, aber es gibt nicht so viel zu sagen.

Banios ist bekannt fuer Adventure Sports. Rafting fanden wir besonders spassig und wiederholenswert. Die Ziplines dort sind vor allem spannend, weil sie durch Canyons laufen, aber sonst eigentlich nur teuer und nix Neues. Die Natur ist atemberaubend schoen, es gibt heisse Quellen, es gibt ganz viele Touren die man kletternd, laufend, fliegend oder mit dem Fahrrad machen kann.

Das wars auch schon, ein paar weniger spannende Fotos (sorry):

schlechtes Versteck
Haettest du lieber felsige Haare oder einen Berg als Sofa?

Quito

So stell ich mir Ms Sprouts Gewaechshaus vor!

Wir haben uns in Quito einen ganzen Monat aufgehalten. Das war natuerlich nicht der Plan, aber wir haben ein so cooles und nettes Hostel gefunden und die wollten uns einfach nicht gehen lassen. Wir konnten dort im Haus der Voluntaere leben und hatten somit unsere Freiheit, das superleckere Essen vom Hostel und sogar die Moelichkeit fuer eine Woche in Banos in deren zweitem Hostel dort auszuhelfen.

Aushelfen hiess, Thiago unterrichtete den wenig wissenden Barman ein bisschen und half das Angebot ein bisschen zu erweitern und verbessern, ich habe Yogaklassen auf dem Dach mit Stadtausblick gegeben und in der Kueche ausgeholfen und ebenfalls hier und dort ein bisschen was beigebracht vor allem im Bezug auf Alternativen. Zusammen haben wir ein paar der Aktivitaeten angeleitet. Montag Burger on the Roof, Dienstags Quiznight, Mittwoch Salsa, Donnerstag Karaoke, Freitag Feuer in der Tonne und Cocktails, Samstag Barcrawl und Sonntags Spaghettiessen bei Kerzenlicht.

Das Feuer faellt auf den Himmel

Alle dort waren unheimlich nett, angefangen beim Besitzer der Hostel und alle Koeche mit denen ich gearbeitet habe, ausserdem die ganze Rezeption und nicht zu vergessen auch die Gaeste. Wir haben uns super wohl gefuehlt und machen mal wieder gerne Werbung fuers Community Hostel, welches gerade fuer allein Reisende ausgezeichnet ist.

Wie der Name schon sagt, geht es Marco besonders darum, dass alle zusammen finden. Die Rezeption ist nur ein Laptop und dementsprechend beweglich (das hat auch seine Nachteile) ist dafuer aber sehr modern und angenehm, denn wenn man ankommt sieht man nur eine Reihe Holztische als Tafel gestellt. Denn dort essen alle die wollen Fruehstueck und Abendessen zusammen. Das ist durchaus das schoenste Konzept, das wir schon in einem Hostel sahen. Der Raum selbst ist ziemlich klein, hat also direkt Wohnzimmer athmosphaere und zum Abendessen meldet man sich nur auf einer Tafel mit seinem Namen an, teuer ist es natuerlich auch nicht, wird dann in die Rechnung mit aufgenommen und um halb 8 serviert.

Das Licht faellt aus dem Fenster

Was das bewirkt ist, dass mehr Leute essen, als eigentlich Platz ist, alle muessen miteinander reden, um sich ueberhaupt hinzusetzen, die Teller werden an den Platz serviert, mit Namen aufgerufen und somit weiss den dann auch jeder. Nach spaetestens 10 Minuten redet jeder mit jedem, so wie in einer grossen Familie, die zusammen isst. Der Grund aus dem ich das so ausfuehrlich erklaere ist, dass ich es mich wirklich beeindruckt hat, wie gut das funktioniert. Und zwar jeden Tag zwei Mal!

Ich konnte dort Yoga auf dem Dach mit Quitoblick unterrichten, ein wunderschoener Ort. Wir unterrichteten morgens mit Sonnenaufgang und abends mit Sonnnuntergang und waren insgesamt drei Lehrerinnen. Sehr schoene Erfahrung fuer uns alle, wir kommen irgendwann wieder nach Quito um dann doch eines Tages die Galapagosinselne zu sehen, das war nur diesmal zu teuer.

Sonnenaufgang

In Quito gibt es viel zu tun, angefangen bei etlichen Museen, dem besuchenswerten botanischen Garten mit Bonsaiausstellung und Japanischem Garten, Orchideen- und Fleischfressendepflanzenhaus sowie Kakteensammlung. Da ich unheimlich viele Orchideenbilder habe jetzt, koennt ihr euch alle 7000 in der Gallerie unter Quito ansehen. Wer Orchideen doof findet, weil die nur schweigsam in der Ecke rumstehen und nie beim Abwasche helfen, kann sich auch die drei Photos von anderen Sachen ansehen.

Keine Orchidee

Besonders gut hat uns auch das Museum der Geschichte gefallen in Quito, es war tatsachlich mehr eine riesige Kunstausstellung und die Geschichte wurde an Hand der Kunst erklaert. Es ist ausserdem umsonst. Die Sonne war im Goldraum zu finden. Es gab eine kleine Sonderausstellung zum Thema Geschlechterrollen und Identifikation sowie Feminismus in der Vorinka Zeit des Equador. Das war sehr gut gemacht und erzaehlte Stueck fuer Stueck wie sich die Normen aenderten. Tatsaechlich ist man sicher, dass es am Anfang keine speziellen Geschlechterrollen in der Arbeitsverteilung oder ihren sozialen Strukturen gab, es gab keine Machtverteilung, dementsprechend anarchistisch und auch sexuell deutet alles darauf hin, dass es keine Rolle spielte wer mit wem schlief, nicht nur im Bezug auf das Geschlecht sondern auch auf die Anzahl der Teilnehmer. Zu dieser Zeit gab es auch keine Anzeichen auf Monogamie in Form von zwei Personen, die zusammenleben. Etwas spaeter dann schon. Ausserdem gab es einen Haufen kleiner Figuren, die masturbierten oder Analsex hatten, Maennchen und Weibchen, oder Sex in Positionen ausuebten, die sobald das Christentum ueber die Inka fiel als obszoen galten und nicht geduldet waren (fast alle also). Mit anderen Worten hatten sie eine ziemlich freie Kultur in allen Bezuegen.

freizuegige Pflanze, die heimlich Muecken isst

Schon wenige Jahrhunderte spaeter sah man dann Hierarchen, alle nackt dargestellt, fast alle mit erigiertem Penis welcher allgemein als Machtsymbol galt (weshalb man dort ebenfalls Skulpturen verehrter Tiere mit erigiertem und needless to say ueberdimensionalem Penis fand), aber auch hier gab es immer noch Frauen, die ebenfalls als Herscherrinnen dargestellt wurden und ebenfalls nackt auf ihrem Thron sassen mit sichtbaren Genitalien. Und von da an wurde alles Stueck fuer Stueck immer patriarchischer. Maenner die regieren und Frauen, die nur wert haben, wenn sie von einer besseren Familie kommen, dargestellt mit Schmuck und Kleidung, aufgeteilte definierte Rollen in der Arbeit und als die Inka kamen verstaerkte sich alles noch mehr, denn die Inka reformierten (so ein neutrales Wort fuer so eine gewalttaetige Aenderung), die Glauben all dieser Staemme und nutzte sie als Arbeiter (Sklaven) fuer ihr Reich. Daraufhin kamen die Europaer und mordeten wild herum, die Geschichte hat man ja schonmal gehoert. Von hier an nahm das Christentum ueber und setzte jedem letzten ueberlebenden feministischen Ansatz in der Gesellschaft ein jaehes Ende.

Kuenstlerin bildete dunkelhaeutige Marktfrauen in Koerpergroesse nach und erzaehlte von deren Leben in Quito
Erklaert sich von selbst, glaube ich…

Es gibt ein Museum zu dem Kuenstler Guayasamin, ein Wassermuseum dass in der ersten Wasseranlage (heisst das so?) die in Quito errichtet wurde, drin ist und so weiter. Erschreckend in dem Museum war, dass es zwar viele Winke mit dem Zaunpfahl gab, was unbedingt getan werden muss, wer kein Wasser hat, wie die Zukunft fuer Menschen und Tiere aussieht etc. aber tatsaechlich keine einzige Verbindung zu unserem Fleischkonsum und anderen Dingen die mit am meisten Wasser verbrauchen, Lebensmittel z.B. wie Schokolade und Kaffee, aber auch Klamotten etc. und nach einer Riesenausstellung ueber die Meere und unser Plastikproblem gab es in deren Minibistro alles nur zum Essen und dann wegschmeissen (wie in Lateinamerika ueblich). Das war irgendwie traurig, denn zumindest hatten wir den Eindruck, dass es mehr Bewusstsein zum Thema Umweltschutz gab als in Peru.

Kirche in der man fuer 2 Dollar auf 3 Tuerme klettern kann

Wer gerne wandert, kann nur mit der Kabelbahn den Berg hoch und dann Stundenlang unterwegs sein, oder mit einem Bus ein bisschen aus der Stadt herausfahren. Es gibt viele zauberehafte Wanderorte nur 1-2 Stunden von Quito entfernt.

Unnuetze Fakten:

Quito ist glaube 3200m hoch, also fast wie Cusco und ebenso heiss tagsueber und nicht ganz so kalt nachts.

Der Vulkan Chimborazo bei Quito ist der Punkt auf der Erde, der am naehesten zum Mond reicht. Man muss nur einmal ganz hoch springen.

Der Aequator laesst seine Linie in Quito. Man kann die Moechtegernmitte der Erde besuchen.

Meine Fuessen haben in keinern anderen Stadt so gestunken.

Thiagos Weisheit des Landes: No comes mariscos en la sierra!

Oder auch: Wer Meeresfruechte in den Bergen isst, der Flitzekacke nicht vermisst! Wie wir in Deutschland zu sagen pflegen.

Bon Appetit!

Montanita, Equador

Nach Lobitos besuchten wir unseren Freund Jupa (Ex WG-Mitglied aus Mendoza), welcher vor Kurzem zu seiner ersten Reise aufbrach und uns in Lima besuchte. Er ist nun in Mancora, ein kleiner Ort (aber deutlich groesser als Lobitos) als Surf- und Partystrandkaff bekannt. Warum Surf weiss ich wirklich nicht, da gibt es quasi nur eine kleine Welle und dafuer ungefaehr 200 Leute die sich wortwoertlich gegenseitig um sie verpruegeln.

Party und coole Hostals gibts auf jeden Fall genug, es its nur eine Stunde von Lobitos entfernt und trotzdem gute 5 Grad waermer.

Von hier aus ging es endlich weiter nach Equador. Erster Stopp war Guayaquil. Diese Stadt ist ungefaehr so gross wie Quito, aber es gab ausser einer netten Couchsurferin dort nichts fuer uns und somit landeten wir direkt in Montanita.

Hier hatten wir das Glueck in dem Hostal (El Cielo – Vorsicht, Schleichwerbung) einer suessen Familie auszuhelfen. Sie (Monika) kommt aus Polen, ist Linguistin und spricht mehr Sprachen als irgendjemand anders auf diesem Planeten. Er (Daniel) ist Brasilianer und hat einfach in zwei Wochen ein ganzes Haeuschen gebaut und zusammen haben sie die coolste 4-jaehrige Tochter der Welt, die natuerlich total in Thiago vernarrt war.

Lela spricht schon vier Sprachen und mag Katzen mehr als Katzen sie

Wir halfen beim Housekeeping und Konstruktion des Haeuschens fuer Voluntaere (im Ernst?), ich machte ganz viel Yoga mit Katzen

Katze die statt Lela Yoga mag

hoerten Daniel singen, schwammen, feierten, wurden von Lela unterhalten, von Muecken aufgesaugt und sahen die Wale. Ja richtig, schon wieder! Buckelwale! Die sind auch saucool, aber nicht ganz so cool wie Glattwale. Ausserdem sind die Photos alle Mist, aber ihr kriegt trotzdem welche zu sehen. Thiago hatte Zeit am Strand, sowie jetzt auch und genoss ein bisschen Flair.

Auf dem Grundstueck fand ich eine Art wunderschoener Spinnen in gruen, orange, blau und weiss, Blumen, Pflanzen, Fruechte und hatte einen eleganten Ort um Yoga zu ueben (Lelas Spielepalast).

Wannabe butterfly

Ausserdem gar nicht so uncool: Pelikane. Batmanvoegel und Gallinazos haben auch einen kleinen Platz in meinem Herzen, wobei selbst erst das Ausmass meiner Pelikanvernarrtheit durch Hilfe der horrenden Anzahl geschossener und daraufhin wieder geloeschter Pelikanbilder erkennen konnte.

Ist er nicht wunderschoen?

Montanita ist bekannt fuer dasselbe wie Mancora, auch hier bin ich nicht so sicher wie toll man surfen kann, wir haben es allerdings auch nicht ausprobiert. Es ist deutlich gruener als Mancora ebenfalls ziemlich symphatisch, es gibt Party aber die ist auch um 3 Uhr Morgens vorbei also eigentlich nicht so wild. Und leider ist es im Gegensatz nicht sonnig, weil Montanita zwar keine Jahreszeiten hat, aber dafuer ca. 5 Monate im Jahr bewoelkt ist und die anderen 11 sonnig. Dafuer war Walzeit.

Weil ich es nicht lassen kann folgen nun:

Fakten ueber Buckelwale

Hier zu sehen von Juni bis Oktober und sind etwas weniger gefaehrdet als Glattwale.

Ihr groesstes Unterscheidungsmerkmal (Fingerabdruck) sind die verschiedenen Formen der weissen Flaeche auf der Schwanzflosse. Ausserdem hoerten und sahen wir wie ein Wal seine Flosse ganz oft und laut aufs Meer klatschte. Aufmerksamkeitswahn, hatte wahrscheinlich ungenuegend Zuneigung in der Kindheit.

Maennchen singen mehrfach pro Tag ueber 30 Minuten lang.

Ihre Fontaene reicht bis 6m hoch und ist bis zu 200m hoerbar.

Ihr Herz wiegt ca. 200kg, eine Walin bis zu 40t (ca. 6 Elefanten).

Werden bis ca. 16m lang (etwas kuerzer als Glattwale), Babies 3-4m.

Mama und Baby

Werden bis zu 50 Jahren alt und reisen von der Antarktis bis nach Equador ca. 7000km (noch viel weiter als Glattwale).

Um Weibchen zu beeindrucken, springen die Maennchen ganz wild umher, wir sahen eine Mutter plus Baby (welches ebenfalls ein Jahr braucht um geboren zu werden und dann noch ein ganzes Jahr mit ihr zusammen bleibt) und einen Buhler. Sowohl Maennchen als auch Baby sprangen tatsaechlich ganz viel, immer Bauch nach oben. Hier ein schrecklich schlechtes Photo vom Baby beim seinem laecherlichen Sprung:

Vor der irgendwie viel zu guenstigen Waltour, die mit grosser Aggression verkauft wurde, hatten wir ein bisschen Zeit am Strand, um Menschen, Boote, Pelikane und Haeuser zu stalken.

Ebenfalls bemerkenswert war die kleine Wanderung in Los Frailes, welches mehrere Straende in einem Naturschutzgebiet sind. Hier die ueblichen Verdaechtigen, Gallinazos grau und rot, kleine Krebse – ich kenne ihren echte Namen nicht (was mit Peter) -, Batmanvoegel (das ist bestimmt ihr richtiger Name), Gruenzeug, Sand und Steine. Photos ueber Photos gibt es vor allem von Voegeln, guckt also mal wieder in der Gallerie nach Montanita.

Lela glucklich, Katze gluecklich (?)

Wir danken Daniel und Monika sehr und wuenschen ihnen viel Erfolg mit der naechsten Konstruktion. Wir vermissen Lela und angeblich sie uns auch (das ist auf jeden Fall gelogen, wenn ueberhaupt spricht sie von Thiago), aber das ist alles okay. Wir weinen nur manchmal heimlich…

Auf Wiedersehen Montanita.

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